Glück – was ist das?

Ein neues Paar Schuhe?

Ein Lottogewinn?

Gewiss, möglich, dass dieses neue Paar Füßlinge ein Glücksgefühl auslösen. Sich neu kleiden, schick machen, bequemes Wohlsein, eine neue Facette meiner Kleidsamkeit. Etwas Neues besitzen, etwas eigenes, zum unterstreichen meiner Persönlichkeit.

Geld, mit dem ich mir Wünsche erfüllen kann. Glück kaufen. Aber nichts macht so glücklich wie ein klarer Moment. Ein Moment in dem alles Sinn macht. Ein sicheres Gefühl im Bauch. Ein be-greifen eines schönen Augenblicks. Ein blinzeln der Sonne hinter den Ästen oder das Spiel der Schatten an einer Häuserwand bei Nacht. Ein unerwartetes Lächeln oder ein nettes Wort. Glück ist klein und bescheiden. Zu sagen: du hast so ein Glück, ist so relativ. Man kann das Glück eines anderen nicht messen, die eigene Definition von Glück nicht übertragen auf andere. Man ist noch nicht glücklich, nur weil man Glück hat im Leben. Und man muss vielleicht auch nicht unglücklich sein, nur weil man viel Pech hat.Ist Glück schon, wenn man zufrieden ist. Oder froh? Gut gelaunt ohne Grund, ganz einfach so?

 

Ist Glück zu spüren, die eigne Seele zu berühren?
Ist es das Wahrnehmen einer Melodie?
Ist es das Treiben in Fantasie?
Ist es ein ganz klarer Augenblick?
In dem dein Herz hüpft und vor Freude verzückt
Weil für Sekunden keine Fragen lasten?
Sich Wahrheit und Leben und Verstehen antasten?
Die Schönheit der Natur?
Ein kurzes Aufatmen nur?

Glück versteht nur sich selbst in all seinen Farben
Es will sich mitteilen und nach außen tragen
Es will zerbersten und schreien und toben
Es will unbedingt das Jetzt vor dem Abend loben
Es will verweilen und Augenstrahlen
Es will Raum um zu tanzen, ganz ohne zu prahlen
Es drängt sich nicht auf, es ist eben da
Wenn es da ist, dann richtig, nicht weit weg, sondern nah
Es will umarmen und lachen und weinen
Es will alle Gefühle der Welt vereinen
Es will in allem was Gutes sehen
Es ist froh da zu sein und traurig wieder zu gehen
Es ist gutmütig, gutmütig und weise
Und es vergeht ganz still und leise

(Saskia, 2014)

Meine Definition

Und vielleicht nur meine. Ich bin glücklich, am ehesten, in der Musik. Beim Tanzen, Singen, Lauschen. Jeder hat sein eigenes Glück. Deshalb ist das nur meine Wahrheit, nur mein Versuch einer Definition. Schattenwände. Wer steht schon auf Schattenwände? Lichter! Ich liebe Lichter bei Nacht. Sie machen mich glücklich. Und ein bisschen melancholisch.

Möchte jemand seine Idee zum Glück kundtun? Ein Gedicht in die Runde werfen? Mir widersprechen? Erlaubt und erwünscht.

Ich glaube Glück ist, wenn man (unerwartet) etwas wahrnimmt, das einem gut tut. Kraft schenkt, den Horizont erweitert. Glück ist das Wissen, dass alles irgendwie Sinn macht. Es passiert einfach so und in dem Moment stellt man fest, dass es gut ist, schön, unbegreiflich schön und richtig. Das Glück ist der Spiegel zur eigenen Seele, den wir so verbittert suchen. Und weil wir so danach suchen, ist es so schwer zu greifen. Wir wollen etwas handfestes, einen Beweis für das Glück, wir wollen es messen mit Dingen, die man aufzählen kann, mit Gegenständen, die man benennen kann, aber wer kann denn ein Gefühl benennen, außer ihm diesen einen eigenen Namen zu geben: Glück. Wie fühlt sich das an?

Und vielleicht sind es deshalb (wie Hermann Hesse schreibt*) die Menschen, die aufhören danach zu suchen – nicht aus Verzweiflung oder weil sie den Kopf in den Sand stecken, weil sie die Hoffnung aufgegeben haben, ‘Das Glück’ zu finden, sondern, weil es nicht mehr zu suchen brauchen – diejenigen, die am glücklichsten sind. Weil sie Ruhen. In sich. Vielleicht weil sie sich erkannt haben. Vielleicht weil sie erkannt haben, das man das Glück eben nicht messen kann, das nicht einer mehr Glück hat als der andere, weil es nicht die äußeren Begebenheiten sind, die es ausmachen, nicht das äußere Schicksal das ist, was uns tief in unserem Innern glücklich oder unglücklich macht, sondern unsere innere Stimme. Unsere Einstellung.

Und für mich liegen Glück und Dankbarkeit und Karma nah beieinander. Zumindest in der Theorie. Denn wer dankbar ist, für das, was er hat, erkennt viel eher was er hat und – ist dankbar dafür. Und Dankbarkeit macht glücklich. Glücklicher als die negativen Dinge in den Vordergrund zu stellen. Und Karma? (Ohne den Teil mit der Wiedergeburt:) Wenn du Gutes tust, kommt Gutes zurück. Und zwar auch schon in diesem Leben. Wer andere schlecht behandelt, muss nicht viel von andern erwarten. Wer Gutes tut, hat zumindest schon mal die besseren Chancen, dass andere es ihm gleich tun wollen.

Glück ist unberechenbar. Oder? Kann ich, wenn ich mein Glück einmal erkannt habe, es wiederholen? Sind darum glückliche Menschen glücklicher? Weil sie ihr Glück immer wieder an die Oberfläche holen können? Weil sie wissen, dass die Oper oder das Musical, ein Waldspaziergang oder ein Milchshake, eine Lichtershow, ein Buch oder was-auch-immer sie glücklich macht? Oder bin ich da nicht schon wieder beim Streben nach Glück?

* Glück
(von Hermann Hesse)

Solang du nach dem Glücke jagst,
Bist du nicht reif zum Glücklichsein,
Und wäre alles Liebste dein.

Solang du um Verlornes klagst
Und Ziele hast und rastlos bist,
Weißt du noch nicht, was Friede ist.

Erst wenn du jedem Wunsch entsagst,
Nicht Ziel mehr noch Begehren kennst,
Das Glück nicht mehr mit Namen nennst,

Dann reicht dir des Geschehens Flut
Nicht mehr ans Herz, und deine Seele ruht.

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